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Das Herz am rechten Fleck. Aber auch das Hirn.
Die Kunst des Reinhard Eberhart

 „Konsequent inkonsequent“ ist eine jener lakonischen Aussagen, mit denen sich Reinhard Eberhart selbst charakterisiert und gleichzeitig auch jedem Empfänger der Botschaft nahelegt, diese Devise zur eigenen zu machen. Die Logik mit ihren eigenen Mitteln zu schlagen, das heißt auch, sie weiter zu entwickeln. Und das ist der Witz, wie ihn Reinhart Eberhart in originaler Weise verkörpert und lebt. Der Witz nicht als Ausweichen vor dem Ernst der Wirklichkeit, sondern als seine Bewältigung und Überwindung. Der Witz eröffnet mit seinen blitzartigen, überraschenden Erhellungen der Wirklichkeit neue Wege, sie auch neu zu gestalten. Für behäbige Denker der Hinweis: es darf auch gelacht werden. Und wie ! das weiss jeder, der irgendwann, irgendwo, irgendwie mit Reinhard Eberhart zu tun hatte.
 
 Die Überwindung des Ernstes durch den Witz, das befreiende Lachen: Reinhard Eberhart ist Faschingsgeneralintendant und trägt diesen Titel mit adäquater Würde. Auch den Fasching verkörpert und lebt er in originaler Weise und verweist damit auf die Ursprünge des Karnevals im Mittelalter, eine anarchische Volkskultur, eine von fremden und eigenen Zwängen befreiende Geschichte des Lachens. Das Lachen des Karnevals als wirksames Mittel des Volkes gegen eine als repressiv empfundene Herrschaft : „Deshalb mißtraute man spontan dem Ernst, traute man dem befreienden Lachen” (Michail Bachtin). Mit seiner wunderbaren Postkartensammlung besitzt Reinhart Eberhart ein überzeugendes Arsenal dieser genuin karnevalesken, kritischen, anarchischen, witzigen, erhellenden Kultur - auch gegenüber einer demokratisch legitimierten Macht. Und dabei gilt nur eine Einschränkung, nämlich die, dass man über alles lachen kann, aber nicht mit allen.
 
 Peter Weibel, weltweit präsente Koryphäe in der Kunst- und Medientheorie, hat Reinhard Eberhart in einem ausführlichen ORF-Statement zu Recht als „Künstler der Komik“ bezeichnet. Es ist freilich bemerkenswert, dass sich in seiner Kunst ein ganzes Bündel von Kultur- und Kunstformen verdichtet, wobei die gängige Terminologie immer wieder durch neue Bedeutungsfelder erweitert werden muss. Das „Ackern“ kann mit Fug und Recht als neuer Akzent in der Volkskultur bezeichnet werden, als stimmige soziale Skulptur im „rurbanen“ Raum. Das Gleiche gilt natürlich auch für die originelle Aktion zum Pilzsammelverbot mit dem Aufruf zum Schwammerlwildern: wenn es den Begriff der sozialen Volkskultur noch nicht gibt: dank Hallihallo wissen wir bereits, was das ist !
 
 Sein mehrdimensionales Wirken weist Reinhart Eberhart auch als Konzeptkünstler aus: die Konzeptkunst gilt gemeinhin als jene Kunstform, bei der ein Werk nicht oder noch nicht in materieller Form existiert, sondern die Idee eines Werkes öffentlich gemacht und als Idee zum konzeptuellen Kunstwerk erklärt wird, wo also Konzept und Idee soviel wie sonst das ausgeführte Kunstwerk gelten. Daraus lässt sich unschwer ableiten, dass Reinhard Eberhart als erklärter „Ideengroßindustrieller“ die Konzeptkunst wesentlich weiterentwickelt hat. Und schliesslich kommt man im Kontext der aktuellen Kunstgeschichte nicht umhin, Reinhard Eberhart auch als Kontextkünstler zu bewerten. Denn in der Kontextkunst „werden die Bedingungen, unter denen ein Werk entsteht, Ausgangspunkt des Werkes oder das Werk selbst. Diese Rahmenbedingungen der Kunstproduktion und -rezeption können kontextspezifisch thematisiert werden, auch ausserhalb des Referenzrahmens der historischen Kunst. Die KünstlerInnen beziehen sich entweder kritisch auf die Institution der Kunst oder verlassen den Kontext der Kunst und beziehen sich auf ökologische, ökonomische, soziale und politische Kontexte und Institutionen.“ Abgesehen davon, dass sich Reinhard Eberhart offensichtlich „ausserhalb des Referenzrahmens der historischen Kunst“ bewegt, verkörpert er insbesondere jene Inter- und Transdisziplinarität, die in der Definition der Kontextkunst gerade angesprochen wurde.
 
 Ein ausserordentliches Merkmal der Projekte Reinhard Eberhart’s ist ihre Stimmigkeit. Und da ist er ein ganz grosser Künstler. Jedenfalls hat er das Herz am rechten Fleck. Aber auch das Hirn.
 
 Das REM mit der Dokumentation seiner bisherigen Aktivitäten und der Postkarten-sammlung legt beredtes und anschauliches Zeugnis ab über Reinhard Eberhart und seine komplex-prozesshafte Denk- und Arbeitsweise. Die Weiterentwicklung zum Gesamtkunstwerk hat mit seiner Idee und seinem Konzept der Akademie und Denkfabrik Villach St. Ruprecht als Brennpunkt der Imagination, der produktiven Vorstellungskraft schon sehr intensiv eingesetzt ….
 
 Der französische Autor Rivarol hat vor 200 Jahren geschrieben: „Wer 24 Stunden vor den anderen recht hat, wird 24 Stunden lang für einen Narren gehalten.“ Auch als Narr lebt Reinhard Eberhart mit souveränem Gleichmut: Konsequent inkonsequent eben.
 
 Dr. Heimo Steps
Der Kärntner Kulturattaché in der Steiermark



 
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