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Karneval – Fastnacht – Fasching
Von Johannes Grabmayer

Zur Etymologie der Begriffe:
Karneval: Das lateinische Grundwort für Karneval lautet caro (Fleisch), aus seinen Ableitungen (carnislevamen, carnisprivium, carnetollendas, carnelevare) hat sich das Wort Karneval entwickelt, das spätestens seit 1699 auch in Deutschland verwendet wird. Das Wort bezeichnet die Wegnahme oder die Aufhebung des Fleisches, womit das Ende des Fleischgenusses gemeint ist.  

Der Begriff Fastnacht meint ursprünglich die Nacht vor dem Beginn des Fastens und hat sich dann im Laufe der Zeit auf die ganze Festzeit übertragen. Es war ein alter kirchlicher Brauch, die Feste mit einer Vigil einzubegleiten, d.h. sich am Vorabend eines wichtigen Festtages auf diesen vorzubereiten und dabei verschiedene Feiern zu begehen.  

Der Begriff Fasching ist seit 1577 häufiger belegt und weist ebenfalls auf eine Wortform hin, die mit Fasten im Zusammenhang steht. Das mittelhochdeutsche Wort vast-schanc meint den Ausschank und Trunk vor der Fastenzeit.  

Der Name Aschermittwoch leitet sich aus dem Lateinischen her: caput ieiunii oder dies cinerum, was auf Deutsch Aschentag heißt. Das Wort weist auf die Bußpraxis der alten Kirche hin, wo der Büßer am ersten Tag der großen Fastenzeit im Bußgewand und mit entblößten Füßen vor der Kirchentür erscheinen musste. Da wurde ihm zuerst die Strafe verkündet, danach wurde er in die Kirche geführt, wo er sich mit gesenktem Haupt niederknien musste. dann bekam er vom Priester geweihte Asche auf das Haupt gestreut. Auf dem Konzil von Benevent 1091 wurde verfügt, dass alle, sowohl Kleriker als auch Laien, Männer und Frauen, am Aschermittwoch die Asche auf ihren Häuptern empfangen sollten. Im 12. und 13. Jahrhundert setzte sich dann der Ritus der Aschenausteilung am ersten Tag der Osterfastenzeit durch.  

Vorläufer des Karnevals finden sich schon vor 5000 Jahren im Zweistromland. In Ägypten wurde ein ausgelassenes Fest zu Ehren der Göttin Isis, in Griechenland ein vergleichbares für den Gott Dionysos begangen. Die Römer feierten vom 17. bis 19. Dezember ein Fest zu Ehren des Ackerbau- und Weinkultur-Gottes Saturn, die so genannten Saturnalien. Dabei bewirteten die Freien die Sklaven. Es fanden große öffentliche Gelage statt, zum Fest gehörte auch, sich mit kleinen roten Rosen zu überschütten. Manche Volkskundler sehen hier die Ursprünge des Konfettiregens. Jedenfalls wurden auch farbenprächtige Umzüge veranstaltet, wobei unter anderen geschmückte Schiffswagen umhergezogen wurden. Carrus navalis soll älteren Interpretationen zufolge das Ursprungswort für Karneval sein. Allerdings wird diese Annahme von der zeitgenössischen Forschung mehr als bezweifelt. Ebenso wird heute davon ausgegangen, dass es keinen direkten Zusammenhang dieser antiken Feiern mit dem mittelalterlichen Faschingsbrauchtum gibt. Ebenso wird die heidnisch-germanische Theorie des Winteraustreibens verworfen, die insbesondere zur Zeit des Nationalsozialismus allgemein gültig war.  

Heute wird davon ausgegangen, dass es sich beim Fasching von Anfang an um ein christliches Fest gehandelt hat. Umzüge wurden in Anlehnung an vergleichbare spätantike Feste ausnahmslos in kirchlichen Kreisen entfaltet und waren in allen Kathedralen üblich, mit der Zeit breiteten sie sich auch im profanen Bereich aus. Dietz-Rüdiger Moser nennt die Karnevalszeit ein christliches Fest, dessen „Aufgabe in einer Demonstration des (Antichristlichen) oder (Heidnischen) liegt“ und weist auf die Zusammenhänge mit dem Augustinischen Zweistaatenmodell – dem Gottesstaat und den Teufelsstaat – hin.  

Vom 12. Jahrhundert an bis zum Ende des 16. Jahrhunderts fanden um die Dezember-Jänner-Kalenden „Narrenfeste“ in Kirchen statt. Ursprünglich maßten sich niedere Kleriker die Ämter höherer an, was bis zum Pseudopapst reichte. Am 28. Dezember wurde in manchen Gegenden auch ein Kinderbischof gekürt. Prozessionen fanden statt, wobei alle Orts- bzw. Stadtbewohner eingebunden waren. Im späteren Mittelalter nimmt die Figur des „Narren“ eine zentrale Rolle im Faschingstreiben ein, wobei spätestens seit dem 15. Jahrhundert unter „Narrheit“ alle vom herrschenden Normsystem abweichenden Verhaltensformen (körperliche, geistige Defekte und besonders auch Gleichgültigkeit gegenüber dem christlichen Glauben) verstanden wurde.  

Es ist wichtig zu wissen, dass der Narr ursprünglich keine lustige Figur und auch keine Fastnachtgestalt gewesen ist. In Anlehnung an den 52. Psalm „Dixit insipiens in corde suo: non est Deus – der Narr sprach in seinem Herzen: Es gibt keinen Gott“ – steht die Figur des Narren symbolisch für Gottesferne, ist ein Sinnbild auch für Sünde und Erbsünde. Da durch die Erbsünde der Tod in die Welt gekommen ist, wird der Narr zugleich auch zum Symbol für die irdische Vergänglichkeit, zum Synonym für den Tod. Daraus erklärt sich auch der enge Sinnzusammenhang zwischen der Fastnacht und dem Aschermittwoch, an dem die Katholische Kirche das Memento Mori, die Mahnung, an den Tod zu denken, herausstreicht. Die beiden diametral entgegen gesetzten Welten Fastnacht und Fastenzeit, die einander unabdingbar ergänzen, werden spürbar.  

Im späteren Mittelalter entwickelte sich auch die hinlänglich bekannte typisierte Narrenfigur mit den Eselsohren, dem Zepter und den Schellen. Die Eselsohren stehen für Dummheit, das Zepter mit dem Portrait des Narren auf der Spitze (später durch einen Spiegel ersetzt) symbolisiert Selbstgefälligkeit und die Schellen das Fehlen der christlichen Nächstenliebe in Anlehnung an Korinther 13, 1: „Wenn ich mit Menschen- und Engelszungen redete, hätte aber die Caritas nicht, wäre ich ein klingendes Herz und eine tönende Schelle“.  

Zur Zeit der Reformation wurde in den protestantischen Regionen die Fastenzeit abgeschafft, die Fastnacht verlor dadurch ihren Sinn und viele Bräuche gerieten in Vergessenheit. Nicht so im katholischen Bereich, wo das Karnevalstreiben weiter stattfand. So fanden im Barock und Rokoko an den Fürstenhöfen und in den Palästen des Adels große Karnevalsfeste statt, wobei bewusst eine Anlehnung an die italienische Comedia dell’Arte vorgenommen wurde.  

Der Begriff Karneval findet sich auf der ganzen Welt. Strukturen des Maskierens, des Verkleidens und der ritualisierten Ausgelassenheit lassen sich in nahezu allen Kulturen finden: Karneval in Rio; Karneval in Venedig; Karneval von Quebec. Auch im Süden der USA lässt sich die Karnevalstradition feststellen, wobei hier die französische Bezeichnung Mardi Gras (fetter Dienstag, Fastnachtsdienstag) verwendet wird. Vor allem in Lateinamerika spielt der Karneval mittlerweile eine zentrale Rolle im Volksbrauchtum.  

Einige Daten: 325 – auf dem Konzil von Nicäa wird das Osterdatum auf den ersten Sonntag nach dem ersten Frühlingsvollmond gelegt; Um 600 führt Papst Gregor der I., der Große, die 40-tägige Fastenzeit vor Ostern ein. Damit soll an Christus in der Wüste erinnert werden; Auf dem Konzil von Benevent 1091 werden die sechs Sonntage vor Ostern vom Fasten ausgenommen und der Beginn der Fastenzeit um sechs Tage auf den heutigen Aschermittwoch vorverlegt. Als Beginn der Fastnachtszeit galt bzw. gilt in den deutschsprachigen Ländern traditionell der Dreikönigstag, aber seit dem 19. Jahrhundert finden in etlichen Gegenden zusätzlich am 11. November ab 11 Uhr 11 einzelne Veranstaltungen („Faschingswecken“) statt, wobei auch das jeweilige Prinzenpaar vorgestellt wird. Der christliche Hintergedanke dafür ist, dass das Geburtsfest Christi bereits kurz nach dessen Fixierung im Jahre 354 eine vorangehende 40tägige Fastenperiode vorsah, wobei vor dem Beginn – wie vor dem Fasching – ebenfalls die später verbotenen Fleischvorräte aufgezehrt wurden (Martinigansl-Essen). Literaturtipps: Michail Bachtin, Rabelais und seine Welt. Volkskultur als Gegenkultur. Frankfurt/Main 1987. Werner Mezger, Narrenidee und Fastnachtsbrauch. Studien zum Fortleben des Mittelalters in der europäischen Festkultur. Dietz-Rüdiger Moser, Fastnacht, Fasching, Karneval. Das Fest der „verkehrten Welt“. Graz-Wien u.a. 1986.  

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